Martin Öller im Interview – Der Mitgründer von Loxone zum Thema Smart Home

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Im Vorfeld der Loxone-Praxistage hatten Christoph und ich kürzlich die Gelegenheit Martin Öller, einen der beiden Firmengründer und aufstrebenden Stars im Bereich Smart Home mit einer Vielzahl an Fragen zu löchern. Dabei war es spannend zu sehen, welche Aspekte für den Unternehmer in den letzten Jahren besonders wichtig geworden sind und wohin sich der Trend der noch recht dynamischen Branche entwickelt.

Da wir innerhalb nur einer Stunde eine Vielzahl interessanter Themen ansprechen konnten, ist nachfolgender Blogpost prall gefüllt mit spannenden Ansichten des sympathischen CEOs. Sichtweisen, die auch uns einen tieferen Einblick in die Firma Loxone und das sich ständig wandelnde Themengebiet eröffnet haben.

Arbeiten auf dem Land – Vor- und Nachteile als Arbeitgeber

Sie und Herr Moser, der Mitgründer von Loxone, haben sich beim Bau der neuen Firmenzentrale in Kollerschlag bewusst für ein Arbeiten auf dem Land und gegen einen Umzug in eine Großstadt entschieden. Wie kam es dazu und was sind für Sie die größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang?

Das war sicherlich eine zentrale Philosophiefrage, die wir uns stellen mussten. Da wir örtlich stark verwurzelt sind, war für uns jedoch schnell klar, dass wir Kollerschlag treu bleiben, mit all den Vor- und Nachteilen, die das Arbeiten auf dem Land so mit sich bringt.

Loxone Firmenzentrale in Kollerschlag

Auf dem Land schafft man es eher, eine stabile Stammmannschaft aufzubauen, was uns sehr wichtig ist. Dafür ist es jedoch schwieriger, neue Mitarbeiter an Bord zu holen, da die Auswahl insgesamt begrenzt ist. Das wäre in der Stadt vermutlich einfacher, die Abwanderung von Mitarbeitern hin zu anderen Firmen in direkter Umgebung stünde hier aber wieder dagegen. Ich denke, dass sich das in Summe nicht viel gibt, zumal wir örtlich zwischen Linz und Passau gelegen gar keine so schlechten Voraussetzungen besitzen. Aktuell umfasst unsere Mannschaft in Kollerschlag knapp 90 Personen, von denen viele aus dem Mühlviertel stammen und täglich zwischen Kollerschlag und Linz pendeln.

Gerade die Fachhochschule Hagenberg in Linz, eine Muster-FH für Softwareengineering und Medientechnik, spielt dabei eine große Rolle. Auch ist es so, dass wir derzeitig stark an Bekanntheit gewinnen und bspw. auch durch den gewonnenen Landespreis für Innovation Oberösterreichs immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Wir merken, dass dadurch auch die Anzahl und das Niveau der eingehenden Bewerbungen steigt. Das freut uns natürlich sehr, da wir zur Zeit auf starkem Expansionskurs sind und entsprechend viele neue interne Stellen mit Fokus Soft- und Hardwareentwicklung besetzen möchten.

Smart-Home-Landschaft im Ausland

Neben dem Ausbau der Stammmannschaft in Kollerschlag forcieren Sie derzeitig auch die Expansion außerhalb Österreichs. Im Loxone-Blog haben wir gelesen, dass gerade die USA in den Fokus rückt. Wo liegen dabei die Unterschiede und Herausforderungen in Bezug auf Smart Home?

Richtig, neben Deutschland und England steigen wir gerade massiv in den US-Markt ein. Dabei können wir auf Florian Wöss vertrauen, der in Steyr E-Business studiert hat und bereits seit einigen Jahren zu unserem Stammteam gehört. Da uns gerade auch die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Mitarbeiter am Herzen liegen, ist es natürlich schön zu sehen, wenn wir Mitarbeitern etwas offerieren können, was andere Unternehmen in der Region nicht bieten. Herr Wöss ist das Paradebeispiel dafür, dass sich harte Arbeit bei uns auszahlt.

Wir sind sehr gespannt, wohin die Reise in den USA gehen wird, da der Markt dort komplett anders tickt als hierzulande. Dort steht nicht der Elektriker im Mittelpunkt, sondern der “Builder.” Dieser erwirbt gewöhnlich hektarweise Land, stückelt es in einzelne Grundstücke auf und pflastert hunderte Häuser in die Landschaft. In der so neu entstehenden Siedlung entscheidet man sich als Endkunde dann quasi nur noch für Modell A, B oder C. So beschränkt sich die Individualität bspw. auch in dem von uns gerade im Bau befindlichen Musterhaus in Philadelphia auf kleinere Details wie bspw. die Farbe der Haustür oder das Material der Küchengriffe.

Eine große Herausforderung wird es sein, unsere Push-Pull-Strategie dort anzuwenden bzw. weiterzuentwickeln. Dabei geht es darum, den Endkunden mit Fokus auf Marketing und Argumentation zu adressieren. Sobald der Endkunde dann einen Bedarf kommuniziert (Push), entsteht auf der anderen Seite beim Partner ein Sog (Pull), der sich dann mit dem Thema Smart Home und Loxone auseinandersetzen muss. Wie gut uns das auch in den USA gelingt, wo der Markt entsprechend anders tickt, wird sich zeigen.

Loxone Firmenzentrale in Kollerschalg Eingangsbereich

Standardisierung und Vereinfachung

Standardisierung spielt in fast jeder Branche eine zentrale Rolle. Was hat sich in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren bei Loxone getan und wohin wird die Reise künftig gehen?

In 2010/11, als das Geschäft mit Smart Home bei uns so langsam ins Laufen kam, war die Devise: “Wünsch dir, was dein Haus können soll und du kannst davon ausgehen, dass Loxone das auch umsetzen kann”. Das ist natürlich nach wie vor so, mit Loxone ist aus technischer Sicht sehr viel möglich. Jedoch hat sich der Zugang, wie wir das Thema Smart Home sehen, seit den Anfangstagen drastisch geändert.

Nicht nur in Bezug auf internationale Anforderungen wird immer deutlicher, dass Standardisierung im Bereich Smart Home ein zentraler Dreh- und Angelpunkt ist. In diesem Zusammenhang geben wir klare Empfehlungen, wie bspw. unseren 5-Tasten-Standard zur Steuerung eines Smart Home. Das kommt uns jetzt zugute und hilft bei einem unserer wichtigsten Prinzipien, der Reduktion bzw. Vereinfachung.

Wir arbeiten mit klaren Empfehlungen, angefangen vom Taster-Standard bis hin zu einzelnen Szenarien für die Automatisierung. Dabei überlegen wir uns genau, was wirklich sinnvoll ist und was Kunden nur verwirren würde. Unser Job ist dabei eher die Reduktion, was ich auch kürzlich im privaten Umfeld erfahren habe, als ich die frisch eingerichtete Loxone Config eines guten Freundes erstmal entschlacken musste. Hier wurden vom Installateur viele Logiken programmiert, die zwar gut gemeint waren, für das tägliche Leben im Smart Home aber leider eher unbrauchbar waren. Das Problem war einfach, dass viele Dinge nicht nachvollziehbar waren, was dann den Effekt beim Anwender hervorruft, dass die Technik nicht funktioniert.

Solche Verunsicherungen beim Kunden möchten wir durch klare Empfehlungen und der Reduzierung auf das Nötigste bereits im Vorfeld ausräumen. Wir wissen selbst, dass gerade auch die Beratung in diesem Bereich mehr als schwierig ist und da helfen solche Standards nicht nur dem Kunden, sondern gerade auch dem Partner, der die Smart-Home-Lösung schließlich auch umsetzen muss. Entsprechend investieren wir auch viel in diesem Bereich, arbeiten intensiv mit unseren Partnern zusammen und bieten auch neue Aufbauschulungen an, die sich mit genau solchen Fragen auseinandersetzen.

Manchmal komme ich mir vor wie ein Missionar. Viele möchten ihr Zuhause zum Smart Home ausbauen, was mittlerweile ja bereits eine Art neuer Lifestyle geworden ist. Oftmals steht dabei jedoch eher die Technik im Vordergrund und viele Anwender wissen noch gar nicht genau, was sie damit eigentlich alles anfangen können. Ich sehe es dabei als unseren Job an, genau diese Frage zu beantworten und aufzuzeigen, welche Vorteile ein Smart Home besitzt.

Smart Home mit Entertainment-Steuerung

Loxone bietet neben klassischen Smart-Home-Themen, wie Beleuchtung, Beschattung und Heizungssteuerung auch zunehmend Multimedia-Komponenten wie den Loxone Music Server an. Wir sehen in dieser Integration einen spannenden Ansatz für künftige Entwicklungen. Hier würden wir uns deshalb gerne auch noch mehr Softwaremodule wünschen, gerade was die Visualisierung betrifft. Wie sehen Ihre künftigen Pläne diesbezüglich aus?

Dieses Thema ist für die gesamte Branche sehr wichtig, das sehen wir genauso. In England und mehr noch in den USA wird das Themengebiet Smart Home geradezu von Entertainment getrieben. Hier geht der Wunsch des Kunden ganz klar in die Richtung, mit einer Smart-Home-Lösung bspw. auch den TV zu bedienen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, darüber lässt sich natürlich diskutieren Jedenfalls sind es die Leute gewohnt, sie haben den Anspruch und möchten das einfach haben.

Der erste Schritt in diese Richtung war der Loxone Music Server, aktuell läuft darüber hinaus viel in Richtung Mediensteuerung. Unsere Beta-Community kann bereits auf entsprechende Bausteine zurückgreifen und man kann auch davon ausgehen, dass es mittelfristig weitere Produkte von uns in diesem Sektor geben wird.

Loxone Music Server und weitere Produkte

Das Thema Multimedia ist einfach der nächste und wichtige Schritt, auch wenn es noch einige Unklarheiten für uns gibt. Die Landschaft hat sich dabei meiner Meinung nach im Audio-Bereich schon seit Jahren gesetzt. Da gibt es diejenigen, die Musik auf der Platte haben und diejenigen, die Musik über Spotify und iTunes hören. Diese Technologien muss man entsprechend unterstützen, um eine solide Lösung anbieten zu können. Im Bereich Video hat sich hingegen noch nichts wirklich gesetzt. Wir haben zwar bspw. Kodi bei uns im Testeinsatz, wobei es schon wahnsinnig ist, wieviel Expertenwissen man benötigt, um etwas Vernünftiges aufsetzen zu können.

Allein die verschiedenen Hardwareplattformen machen es äußerst schwierig und viele Streamingdienste stecken immer noch in den Kinderschuhen. Deshalb konzentrieren wir uns erst einmal auf die Steuerung bestehender Hardwarekomponenten. Per Knopfdruck der Loxone Remote startet der Kinomodus und damit auch der Fernseher mit dem passenden Eingang, die gewünschte Lichtstimmung wird gewählt und die Jalousien werden heruntergefahren, um den Komfort zu erhöhen und gleichzeitig die Komplexität für den Anwender herauszunehmen. Aber das ist ingesamt ein wirklich herausforderndes Thema, gerade auch weil die Zielgruppen weit auseinandergehen.

Gender-Unterschiede und WAF-Faktor

Smart Home ist wohl eine reine Männer-Domäne. Wenn Smart-Home-Technik in den eigenen vier Wänden zum Einsatz kommen soll, muss aber meist auch die Frau im Haus einbezogen werden. Wo sehen Sie zielgruppenspezifische Unterschiede und wie versuchen Sie diese zu adressieren?

Zwischen den Geschlechtern gibt es wirklich gravierende Unterschiede. Männer müssen eigentlich so gut wie nie überzeugt werden, Frauen dafür umso öfter. In vielen Firmen kursiert deshalb der WAF-Faktor, der auch im Bereich Smart Home mittlerweile eine sehr wichtige Rolle spielt. Hier sind wir gerade massiv am umdenken, sodass jetzt eher Frauen adressiert werden, was Marketing, Botschaften und Konzept betrifft. Das geht einher mit den bereits angesprochenen Bestrebungen in Bezug auf Standadisierung und Reduzierung der Komplexität.

Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Zuhause habe ich am Anfang einige temperaturabhängige Beschattungslogiken umgesetzt, die bei meiner Frau lange Zeit für Verwirrung gesorgt haben, da sie einfach nicht eingängig waren. Das würde ich heute anders lösen und Komplexität herausnehmen. Da sich das Konzept bei uns Zuhause jedoch gesetzt hat, lasse ich das Ganze aber besser erstmal so, wie es jetzt ist. Unseren Kunden möchte ich diese lange Eingewöhnungszeit jedoch ersparen und entsprechend achten wir verstärkt darauf, dass unsere Umsetzungsempfehlungen einfach und nachvollziehbar bleiben. Nur so lässt sich die Akzeptanz nachhaltig steigern.

Auch möchten wir unsere Partner bei der Umsetzung unterstützen und bieten in der Loxone Config seit Kurzem den T5-Eingang an. Damit lässt sich unser Loxone Touch-Taster softwareseitig mit nur einem Verbinder an den gewünschten Licht-, Jalousie- und Musik-Bausteinen anschließen. Die Logik im Hintergrund kümmert sich dann um den Rest, sodass die verschiedenen Tasten automatisch zugewiesen werden. Das mag auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär klingen, bietet in der Praxis aber viele Vorteile. Der Partner spart Zeit, es passieren weniger Fehler und der Kunde kann sich sicher sein, dass die Bedienung in allen Räumen nach dem Loxone-Standard funktioniert.

Die Rolle der Loxone-Partner

Die Loxone Config ist derzeitig eher etwas für den versierten Anwender. Wird der Hauptanwender weiterhin eher der Partner und DIY-Bastler bleiben, oder geht das Ganze mittelfristig in die Richtung, dass auch der “normale” Anwender die Programmlogik aktiv ändern kann?

Hier gibt es zwei ganz klare Aussagen. Zum einen wird Loxone aus jetziger Sicht immer ein Unternehmen bleiben, das intensiv mit Partnern arbeitet. Wir sind der Meinung, dass ein richtiges Smart Home nur dann erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn tiefer in die Installation eingegriffen wird. Viel tiefer, als es ein Durchschnittsanwender jemals machen darf und machen wird.

Hier lassen sich die Smart-Home-Ansätze unserer Ansicht nach in zwei Lager aufteilen. Auf der einen Seite die Gimmicks wie Nest, Philips hue oder RWE. Aus unserer Sicht super Gimmicks, die schon alleine auf Seiten der Investition eine ganz andere Käuferschicht ansprechen. Die Lösung kann ich mir selbst einbauen und wenn es mir nicht mehr gefallen sollte, schmeiss ich es einfach weg und stecke die nächste Lampe ein. Also keine langfristige Investion, sondern eher eine Spielerei. Auf der anderen Seite stehen die professionellen Lösungen, zu denen wir auch Loxone zählen.

Daneben ist es in Wahrheit ja so, dass der Endkunde mit der Software bereits heute arbeitet. Er kann bspw. Lichtszenen nicht nur auswählen, sondern auch über die App anpassen. Das ist ja nichts anderes als eine Parameteränderung und natürlich sind wir bestrebt, dass der Endkunde hier künftig noch mehr Möglichkeiten erhält. Das hilft auch dem Partner, da bspw. Schreibfehler schnell und unkompliziert direkt vom Kunden korrigiert werden können. Dienstleistungen, mit denen der Partner sowieso nichts verdienen würde.

Insgesamt sind wir bestrebt, die Loxone Config stetig zu verbessern und entsprechend arbeiten derzeitig über 40 Personen an deren Weiterentwicklung. Die Zielgruppe der Loxone Config wird aber weiterhin der Installateur bleiben, der durch unsere Verbesserungen seine Projekte schneller und effizienter umsetzen kann. Historisch bedingt, wird die Loxone Config weiterhin Windows only bleiben. Eine Mac- bzw. Browseranwendung halte ich derzeitig nicht für realistisch.

Vom Newcomer zur etablierten Branchengröße

Ihr Unternehmen ist in den vergangenen Jahren zum ernstzunehmenden Player auf dem Smart-Home-Markt herangewachsen. Wie stehen Sie zu Konkurrenten und Neueinsteigern, die oftmals ein ähnliches Konzept besitzen?

Wir sind uns dessen bewusst, dass uns Marktbegleiter nacheifern und manchmal auch kopieren. Wir werden damit relativ häufig konfrontiert und müssen uns mit solchen Lösungen langfristig messen. Wir entwickeln ständig neue Produkte und zum Glück lässt sich nicht alles kopieren, von daher sind wir da relativ entspannt. Auch ist es nicht so, dass wir andere Firmen im Bereich Smart Home als direkte Konkurrenz wahrnehmen. Aber es ist manchmal schon interessant, wenn man andere Anbieter sieht, die uns bis hin zu den Marketingbotschaften ähneln. Wir sehen das aber eher als Bestätigung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und vielmehr als Kompliment.

Loxone Schaltschrank

Der größte Konkurrent für uns ist und bleibt aber nach wie vor die konventionelle Installation. Auf 100 Neubauten kommen vermutlich nur 5-10 Smart Homes. Bei den restlichen 90-95 müssen wir ansetzen, denn nur so können wir am Markt langfristig erfolgreich bleiben.

Entwicklung neuer Produkte und Konzepte

Wir haben uns auf der Light&Building bspw. bei den Jungs von Comexio umgesehen, die jetzt bspw. auch eine DALI-Extension oder integrierte uLux-Taster anbieten. Wie ist die Strategie von Loxone hinsichtlich Entwicklung bzw. Integration neuer Produkte und Technologien?

Im Grunde orientieren wir uns stark an dem, was wir uns selbst in unseren eigenen Smart Homes wünschen und nicht an anderen Unternehmen am Markt. Das war schon immer so und wird wohl auch erstmal so bleiben, solange wir selbst Verbesserungspotenzial ausmachen können. Genau so ist Loxone auch ursprünglich entstanden, da mein Kollege Moser und ich von den damaligen Lösungen einfach nicht überzeugt waren.

Daneben orientieren wir uns natürlich auch an den Bedürfnissen unserer Partner. Entsprechend werden wir auch in Kürze eine DALI-Extension anbieten, die sich einige Partner bereits seit Langem wünschen.

Taster mit eingebauten Displays hingegen sind aus meiner Sicht auf gar keinen Fall ein Schritt weiter. Hier gab es in der Vergangenheit auch bereits Bestrebungen für eine Zusammenarbeit zwischen uLux und uns. Aber wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Nicht weil wir uLux nicht in Loxone integrieren könnten, sondern vielmehr deswegen, weil wir schlicht keinen Sinn in der Bedienung mittels verteilter Wanddisplays sehen.

Ein Display ist auch für uns relevant, keine Frage, aber dann vielmehr bei anderen Themen, wenn es bspw. um die Darstellung von Statistiken auf einem größeren Tabletdisplay oder der zentralen Steuerung des Hauses per Smartphone geht. Kleine Displays hatte ich bereits früher in meiner KNX-Installation in Form von Raumcontrollern. Aber das Konzept ist meiner Meinung nach nicht wirklich schlüssig und ich halte es mittlerweile auch einfach für obsolet.

Vieles, was mit dem Raumcontroller steuerbar ist, soll über Regeln des Systems einfach so automatisch ablaufen. Ich möchte die Heizungssteuerung bspw. auch nur einmal per Smartphone einstellen und mich dann nicht mehr damit beschäftigen müssen. Schon gar nicht an einem Minidisplay an der Wand, das zudem den Verkabelungsaufwand erhöht und auch noch unnötig Strom verbraucht. Wären wir davon überzeugt, würden wir solche Produkte auch selbst herstellen.

Wenn mal so will, sehe ich Smart Home 1.0 als Bus-System, welches nur die Art der Bedienung ändert, indem ein Taster nicht mehr direkt mit dem Verbraucher verdrahtet ist, sondern mehrere kleine Taster mit verschiedenen Verbrauchern interagieren können.

Beim Smart Home 2.0 haben wir noch eine weitere Form der Bedienung, nämlich die per Smartphone. Eigentlich auch kein Fortschritt, denn wer vernünftig denkt – und das machen gerade Frauen leider viel zu oft – erkennt recht schnell die Nachteile einer App-basierten Bedienung, die wenig komfortabel und damit auf Dauer auch eher unpraktikabel ist.

Aus unserer Sicht ist Smart Home 3.0, wie wir es uns vorstellen, das Leben mit Autopilot. Das Haus weiss, was zu tun ist und liefert damit maximalen Komfort. Und dort, wo ich eingreife, um bspw. Licht anzupassen, funktioniert das auch sehr einfach. Da brauche ich kein teures Display mit diesem ganzen Firlefanz, sondern habe einen einzigen großen Wandtaster mit hinterlegten Lichtszenen, die jeder intuitiv bedienen kann.

Rollenverteilung der Loxone-CEOs

Sie führen Loxone seit Anfang an zusammen mit Ihrem Mitgründer Herrn Moser. Wie ist die Rollenverteilung intern geregelt?

Herr Moser ist verantwortlich für unsere Produkte und die Technik dahinter, also Produktstrategie, Entwicklung und Support. Entsprechend ist er auch stark involviert in der Beta-Community. Intern kümmert er sich zudem um die Finanzen. Ich bin verantwortlich für Marketing und Vertrieb, obwohl ich eigentlich Softwareengineering studiert habe. So ergänzen wir uns recht gut. Gegenseitig halten wir uns ständig auf dem Laufenden, um keine Entwicklungen des anderen zu verpassen.

Viele Dinge, die uns beide brennend interessieren, gehen wir auch gemeinsam an. So bspw. auch das Thema Photovoltaik. Wir haben uns vor einiger Zeit entschieden, jeweils eine PV-Anlage auf unseren Hausdächern zu installieren und das Energiemanagement per Loxone Miniserver umzusetzen. Damit konnten wir viel testen und haben dabei auch mit der Visualisierung gespielt, bis wir die für uns perfekte Lösung gefunden hatten, die jetzt jeder Kunde selbst einsetzen kann. Man könnte sagen, dass der Aufwand nicht gerechtfertigt war und wir unser Engagement stattdessen in wirtschaftlichere Themen hätten stecken können. Aber wir denken, dass es gerade solche nachhaltigen Themen sind, die sich langfristig im Kontext intelligentes Leben mit Autopilot für uns auszahlen werden.

Loxone als Hard- und Softwareunternehmen

Loxone lebt aktuell von der Hardware, die zum großen Teil selbst entwickelt und hergestellt wird. Auf der anderen Seite wird viel Aufwand in die selbst entwickelte Software gesteckt, die derzeitig kostenlos ist. Wird dieser Ansatz beibehalten oder gibt es vielleicht bald eine Art Loxone-App-Store, um weitere Softwarefunktionalitäten kostenpflichtig nachzurüsten zu können?

Einer der Grundsatzentscheidungen bei der Gründung war, dass Loxone vom Verkauf der Hardware lebt, aber in Wahrheit ein Softwareunternehmen ist. Das trifft auch heute noch zu. Wir beschäftigen uns zum Großteil mit dem Thema Software. Natürlich haben wir Hardwareentwickler und designen die Hardware selbst, von der wir schlussendlich leben. Aus heutiger Sicht soll die Software aber immer kostenfrei bleiben und lediglich die Softwarebausteine, die wir im Kern zukaufen, wie bspw. der Caller oder der Wetterservice, werden auch weiterhin Geld kosten.

Es wird jedoch nicht in eine Richtung gehen, dass wir ein paar Euro für einen Softwarebaustein verlangen, der bspw. die Fritzbox oder Kodi in das Smart-Home-Konzept integriert. Der Zugang ist vielleicht eher, dass wir immer unser Bestes geben werden, um ein rundes Softeware-Gesamtpaket anzubieten, um alles das zu unterstützen, was wir für sinnvoll erachten.

In Sachen Software sind wir auch recht offen, gerade was die Bereitstellung von Dokumentationen angeht. Wir vertreten die Philosophie, dass ein Entwickler eine Schnittstelle nicht in einem lokalen Excel- oder Word-Dokument abspeichert, sondern sie stattdessen direkt auf der Homepage in der passenden Schnittstellenbeschreibung veröffentlicht. Von dieser Offenlegung der Informationen profitieren dann Bastler genauso wie unsere Partner, die damit dann recht einfach kundenindividuelle Lösungen und Erweiterungen erstellen können.

Nachrüstermarkt und Zukunftsaussichten

Loxone adressiert mit neuen Produkten – wie dem Rauchmelder Air, Loxone Touch Air und Bewegungsmelder Air – vorallem auch den Nachrüstermarkt. Warum ist dieser Bereich für Sie so wichtig geworden und wohin geht die Reise künftig?

Nachrüstlösungen gibt es auf dem Markt mittlerweile viele. Loxone adressiert dabei im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern weiterhin das professionelle Smart Home, sodass wir unsere Air-Produkte vorallem als Erweiterung zu bestehenden, kabelgebundenen Installationen verstehen. Auch wenn der Nachrüstermarkt sehr groß ist, möchten wir uns von den Gimmicklösungen wie RWE distanzieren, die diesen Markt derzeitig dominieren. Loxone ist keine Lösung, um mal schnell etwas in die Steckdose zu stöpseln, dafür bieten wir im direkten Vergleich zu den vielen anderen Insellösungen eine vollständig integrierte Smart-Home-Plattform, die unseren Kunden eine Gesamtlösung bietet.

Loxone Produkte in der Ausstellung

Auch wenn man es als frischgebackener Häuslebauer erstmal nicht hören will, sind die Anforderungen im ständigen Wandel. Im heutigen Smart-Home-Neubau wird dann spätestens einige Jahre später der Wunsch nach einem höheren Funktionsumfang laut. Unsere Air-Produkte setzen genau dort an, wo es zu unbequem oder schlicht unmöglich ist, kabelbasierte Geräte nachzurüsten. Der gerade erschienene Bewegungsmelder Air wurde innerhalb von nur zwei Wochen über 1.000 Mal verkauft und war bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Das zeigt uns, dass wir hier richtig liegen und die Wünsche unserer Kunden adressieren können.

Loxone Zaehlerfinterface IR Air

Zukünftige Entwicklungen vorherzusehen, ist insgesamt aber sehr schwierig, da der noch junge Smart-Home-Markt im ständigen Wandel ist. Der Trend, den ich sehe, ist jedoch, dass sich Smart Home langsam in den Köpfen als Gedanke für ein neues Leben etabliert. So wie sich beim Fahrzeug die Klimaanlage durchgesetzt hat, wird sich in den eigenen vier Wänden auch das smarte Wohnen etablieren. In zehn Jahren wird man dann hoffentlich nicht mehr darüber nachdenken und statt einer konventionellen durchwegs eine smarte Installation einsetzen.

Wir haben dabei den klaren Fokus auf die eigenen vier Wände. Das ist bspw. auch der Grund, weshalb es so lange gedauert hat, bis wir die vorhin erwähnte DALI-Extension entwickelt haben. DALI kommt dabei ursprünglich aus Großinstallationen und wird im eher überschaubaren Einfamilienhaus nicht oft eingesetzt. Da man uns jetzt aber über längere Zeit geradezu gelöchert hat, haben wir uns breit schlagen lassen und unterstützen künftig auch dieses Bus-Protokoll. Unser derzeitiger Fokus hinsichtlich “Leben in den eigenen vier Wänden” mag sich in einigen Jahren mit einer neuen Vision auch einmal ändern, keine Frage, aber wir denken, dass wir mit unserer derzeitigen Stategie auf dem richtigen Weg sind.

Aus meinem täglichen Leben

Als Loxone-Fans, die wir in den letzten Jahren zweifelsohne geworden sind, danken wir Herrn Öller an dieser Stelle nochmals für das sehr interessante Interview. Es ist wirklich schön zu sehen, dass sich Loxone seit unserem Besuch Ende 2014 stark weiterentwickelt hat und weiterhin einen klaren Fokus besitzt. Gerade auch in der Praxisschulung, die wir im Anschluss absolviert haben, wurde uns deutlich, dass neben den technischen Aspekten – wie der Installation des Verteilerkastens – gerade auch die Adressierung der Zielgruppe mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt.

Loxone Praxisschulung Verkabelung Zaehlerschrank3

Smart Home ist eben schon langsam mainstream-fähig. Dabei setzt Loxone konsequent auf eigens entwickelte Standards und ist mit einem sehr schlüssigen Gesamtkonzept vermutlich vielen Konkurrenten mindestens einen Schritt voraus. Auf der anderen Seite bietet Loxone weiterhin das Potenzial für Tüftler und Bastler wie uns, die das System über offene Schnitstellen mit anderen Lösungen wie FHEM koppeln.

Joerg Hofmann Christoph Klima Martin Oeller

Neben dem Fokus auf eigene Produkte hat es uns zudem sehr gefreut zu hören, dass sich die Loxonauten bspw. auch mit anderen Plattformen wie Apple Home Kit auseinandersetzen. Genaueres konnten wir in diesem Zusammenhang leider nicht in Erfahrung bringen, aber über eine Integration würden wir uns natürlich sehr freuen.

Auch die gerade in der Entwicklung befindlichen Logikbausteine für Multimedia-Komponenten werden wir genauer verfolgen, da wir darauf selbst schon lange warten, um bspw. die Visualisierung angebundener Beamer, TVs und Co. umzusetzen.

Loxone Schulung mit Musterkoffer

In diesem Zusammenhang sind wir auch sehr gespannt, wie Loxone das Thema Video angehen wird. Kodi geht schon mal in die richtige Richtung, wobei wir uns natürlich eine Integration des artverwandten und von uns  eher präferierten Plex-Systems (unsere Artikel zum Thema) wünschen würden. Wir werden sehen, was die sympatischen Österreicher in Zukunft noch so alles umsetzen werden und freuen uns schon auf den nächsten Besuch bei Loxone in Kollerschlag.

16 Kommentare
    1. Hi Andreas,
      danke erstmal!

      Bei knapp 4k Wörtern kann sich schon mal der ein oder andere Fehler einschleichen. Das passiert dir ja augenscheinlich bereits bei einem doch recht kurzen Kommentar.

      Ob das dann gleich peinlich ist, muss jeder selbst beurteilen. Jedenfalls werden Artikel auch nach der Veröffentlichung weiter gepflegt und Fehler ausgemerzt. Wenn dich ein Rechtschreibfehler stört, teile ihn einfach mit und der Blogpost wird aktualisiert.

      Grüße
      Jörg

  1. wir sind techniker und keine deutschlehrer;-)
    man versteht ja um was es geht
    super artikel

    habe jetzt nur panik das ich bald meine loxone nicht mehr selbst programieren kann:-(
    was mich überhaubt erst zu loxone brachte

    1. Hi Frank,
      keine Panik. Alles bleibt wie bisher. Du hast auch weiterhin alle Möglichkeiten in der Loxone Config, die auch ein Installationspartner hat.

      Grüße
      Jörg

  2. Servus Jörg,

    guter Artikel. Bestärkt meine Entscheidung Loxone zu verwenden.
    Mein Miniserver liegt schon beim Elektriker meines Vertrauens und wird bei der nächsten Verteilerkastenverdrahtung am 12.4. eingebaut 🙂

    Die offene Einstellung zu Apple Home Kit finde ich gut. Generell hoffe ich, dass Loxone die Richtung nicht ändert und nur noch auf eigene Produkte setzt. Das wäre für meine Entscheidung auf KNX Komponenten zu setzen nämlich der Dolchstoß.

    Wie ihr würde ich mich auch eher über Plex anstatt Kodi freuen. Bin gespannt…

    Schöner Gruß

    1. Hi Herbert,
      viel Erfolg bei deiner Installation!

      Soweit ich es verstanden habe, wird es über passende Schnittstellen immer möglich sein, Loxone mit anderen Protokollen bzw. Systemen koppeln zu können. Deshalb würde ich mir da keine Sorgen bzgl. der Anbindung mit KNX machen. Hier gibt es zwar einige Einschränkungen, aber das war ja immer schon so.

      Grüße
      Jörg

    2. Hallo

      Mit Knx wirst du so dein Probleme bekommen!
      1. Status von Knx Aktoren in der Lichtsteuerung geht nur mit umwegen bzw. bei Dimmern garnicht! Und ohne Lichtsteuerung kein Raummodus!
      2. Automatik Jalousien können nur mit viel drum herum gebastel oder dumm gesteuert werden, das heisst nur über Loxone.
      3. Bei allen Neuerungen bleibt der Kunde, der auf Knx gesetzt hat aussen vor.

      Das zieht sich dann Kreuz und quer durch die Software.
      Auf Feature Wünsche geht Loxone nicht ein! Nicht mal einen Farbwechseler gibt es, so wie bei jedem Billig Led Band!
      Die wollen einfach nur noch Geld mit Ihren Produkten machen.
      Bei Problemen mit der Loxone Hardware wird dir vom Support nicht geholfen, alles ist normal!
      Und freu dich wenn die Zeitumstellung kommt!

      Viel Erfolg

    3. Hi Marco,
      hab schon Einiges mit Loxone und anderen Protokollen/Systemen umgesetzt. Klar muss man an der ein oder anderen Stelle mit Einschränkungen leben, dafür bekommt man mit dem Miniserver wohl eine vergleichsweise günstige Steuereinheit, mit der man wirklich viel anstellen kann. Was würdest du denn stattdessen empfehlen?

      Grüße
      Jörg

    4. Hallo Jörg,

      Ich habe zur Zeit noch einen Miniserver go und Fhem mit diversen Sensoren und Aktoren auch etliche von Loxone Air. Da ich noch in der Planung für das spätere Eigenheim stecke, ich werde mir aber noch 2-3 Systeme anschauen! Callidomus, Comexio und den teueren Gira Homeserver!
      Ich lese auch grade noch das grosse Heimautomatisions Buch (fast fertig)!
      Im Prinzip ist ja Loxone auch nicht schlecht, wenn mann deren Produkte nutzt und nicht Knx, aber ich sehe mehr Potential in Knx zumal Zukunftsicher, viele Hersteller und der Verkabelungsaufwand sinkt auch deutlich durch ein Bussystem!

  3. Hallo Herr Hofmann
    Danke nochmal auf diesem Weg für Ihr Interesse und den Besuch bei uns im Basecamp.

    Beste Grüße
    Martin Öller

    1. Hallo Herr Öller,

      es freut uns sehr, dass Sie bei uns im Blog vorbeischauen.

      Der Besuch in Kollerschlag war für uns enorm interessant und hat uns in zahlreichen Themen rund um Smart Home wieder neue Einblicke verschafft – von daher noch einmal herzlichen Dank für Ihre Zeit!

      Viele Grüße
      Christoph Klima und Jörg Hofmann

  4. “Auf der einen Seite die Gimmicks wie Nest, Philips hue oder RWE. Die Lösung kann ich mir selbst einbauen …………….Also keine langfristige Investion, sondern eher eine Spielerei.
    Merkwürdige Sichtweise. Gerade einfache Lösungen wie FHEM die ua. auch solche “Gimmicks” steuern werden auch bei hochkomplexen Lösungen mit Verschattungen, Heizpumpensteuerungen etc. eingesetzt. Der große Vorteil dabei: Extreme Varibilität beim Einsatz unterschiedlichster Produkte, permanente Weiter- und Neuentwicklungen und sehr viele Out-Of-The-Box Lösungen aus der Community.
    Aus Marketinggesichtspunkten verstehe ich die Aussage allerdings. FHEM und Co sind frei verfügbar und sind kostenlos.

  5. Hi zusammen,
    danke für euren Bericht! Das bestärkt mich in meiner Entscheidung für Loxone für unseren Hausbau in diesem Jahr 🙂 – Es scheint mir eine solide Unternehmensentwicklung zu sein und bodenständige CEO’s, die für den weiteren Erfolg maßgeblich sind.
    Viele Grüße,
    Benni

  6. Sehr interessantes und wirklich sympathisches Interview. Mein Bruder will dieses Jahr auch Loxone installieren. Bin schon sehr gespannt wie zufrieden er dann damit ist.

    Grüße, Steffen

  7. Hi,
    ist eine Loxone installation überhaupt zukunftsicher? Nach jedem Update weiss man nicht was für ein Feature einem jetzt abgeklemmt wird…stichwort Modbus. Da ist doch eine Klassiches Busssystem was nach einem Standart arbeitet mir mehr als einem Hersteller doch wesentlich Zukunftsicherer.
    VG
    Jürgen

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